Das Liebesversprechen – Leseprobe
Magische Momente
Es gibt Augenblicke, die entflammen unser Herz wie ein Blitz den heiteren Himmel. Das Universum erleuchtet. Die Erde bebt. Die Welt steht still. Alles ist Anders! Eros’ Pfeil katapultiert uns sekündlich aus den ausgetretenen Pfaden des Alltags heraus. In eine Achterbahn aus Liebe, Lust und Leidenschaft.
Nach solchen magischen Momenten ist nichts mehr, wie es vorher war. Das Schicksal fordert uns heraus, der Stimme des Herzens zu folgen. Die Liebe über alles zu stellen. Jedoch: Das Schicksal ist nicht immer Zucker für die Seele. Eros oft ein eruptiver Zerstörer. Und Amor manches Mal ein Verführer der eigenen Imagination! Die Begegnungen mit Eros und dem Schicksal sind wertvoll und einzigartig. Voll Schönheit und Gefahr …
Wer empfindet sie nicht, diese tiefe Sehnsucht nach der Begegnung mit der großen, wahren Liebe? Nach dem magischen Moment, der uns zwingt, dem Leben im Mittelmaß zu entfliehen. Auszubrechen in die rauschhafte Glückseligkeit des großen Gefühlskinos? Das brennende Begehren, die Profanität der Petitessen auszutauschen gegen die Perfektion der Passion?
Vor Risiken und Nebenwirkungen wird allerdings gewarnt …
Denn die Liebe ist eine so schöne wie gefährliche Droge. Sie entflammt unser Herz, benebelt unsere Sinne und verführt uns in einen (Irr-)Garten der Gefühle. Wir heben vom Boden ab. Schweben in einem Himmel aus rosa Wolken. Betrinken uns an dem Cocktail aus Liebe und Leidenschaft. Verlieren unser Herz. Und manches Mal auch den Verstand! Wer hoch fliegt, der kann tief fallen. Aufstieg und Absturz liegen oft nur einen Herzschlag auseinander. Der Absturz der Gefühle kann unser Herz zerbrechen. Die Seele verbrennen. Den Geist des Guten ins Böse verwandeln.
Denn die Liebe ist eine so schöne wie gefährliche Droge. Sie entflammt unser Herz, benebelt unsere Sinne und verführt uns in einen (Irr-)Garten der Gefühle. Wir heben vom Boden ab. Schweben in einem Himmel aus rosa Wolken. Betrinken uns an dem Cocktail aus Liebe und Leidenschaft. Verlieren unser Herz. Und manches Mal auch den Verstand! Wer hoch fliegt, der kann tief fallen. Aufstieg und Absturz liegen oft nur einen Herzschlag auseinander. Der Absturz der Gefühle kann unser Herz zerbrechen. Die Seele verbrennen. Den Geist des Guten ins Böse verwandeln.
Wer dem Ruf des Schicksals folgt, gibt das Steuerrad seines Lebens in unbekannte Hand. Er wählt das Risiko. Die Romanze. Den Rock ’n’ Roll. Den Highway des Herzens. Nicht den ausgetretenen Trampelpfad der Schlappen-Schlurfer! Sein Leben verwandelt sich von der Bleistiftskizze des „Was wäre wenn“ zum farbenfrohen Gemälde des „Ich bin“ …! Doch wo Licht, da ist auch Dunkelheit.
Wer sich in Gefahr begibt, der kann darin umkommen.
Drum hüte dich vor dem Gift aus Eros’ Köcher, es könnte tödlich sein …
Eros in München
Es war ein lauwarmer Spätsommerabend. Die Großstadtdesperados im bourgeoisen Schwabing bevölkerten die Biergärten. Wärmten sich in der sanften Herbstsonne und an Klatsch und Tratsch der Münchner Society.
In der Clemensstraße hatte kürzlich ein neues Lokal eröffnet. Das Fresszimmer. Betrieben von einem charmanten Schnösel mit pomadisierten schwarzen Haaren und einem gewinnenden Dauergrinsen. Ehemals Barkeeper im Pick6, Münchens Baggerschuppen Nummer eins. Nach nur kurzer Zeit war das Fresszimmer als Balzrevier und Anziehungspunkt der Schwabinger Gesellschaft etabliert. Die eher bürgerlichen Bewohner des Viertels suchten ihren täglichen Ausbruch aus dem Alltag in der Balz, im Alkohol und der Hetzrede über Anwesende wie nicht Anwesende, VIPs und WIPs (mehr oder weniger wichtige Promis).
Nach dem dritten Bier, Prosecco oder Wein wurden die Blicke gewagter. Die Kommentare gewannen an Schärfe und verloren an Niveau. Das angetrunkene Bildungsbürgertum lästerte, stritt, lachte. Es entfloh den Sorgen um das eigene Wohlergehen. Der schwarze Schatten der sich ankündigenden Wirtschaftskrise verschonte auch das bessergestellte Schwabing nicht. Unter den zumeist aufgedunsenen, von regem Bier- und Schweinshaxen-Genuss rötlich verfärbten Gesichtern der bayrischen Männer und den entweder fröhlich-feisten oder faltig-verhärmten Gesichtern des Weibsvolks entstand ein Cocktail aus Euphorie und Langeweile, Fröhlichkeit und Fadheit, Sympathie und Apathie, Genuss und Verdruss. Nach dem dritten oder vierten Glas stieg das Stimmungsbarometer und die Männer balzten um die Wette um die Schwabinger Damenwelt. Deren Attraktivität hatte im Laufe des Abends, proportional mit der rasant abnehmenden Gesprächsqualität, drastisch zugelegt. Mit jedem Schluck ähnelte die Frisöse des Viertels frappanter an Elizabeth Taylor. Sogar die gestrenge Gertrude mit ihrem Sekretärinnen-Dutt erinnerte entfernt an eine – zugegebenermaßen etwas aufgeschwemmte – Catherine Deneuve.
Am Stammtisch saßen die üblichen Saufnasen. Tommy Stiernack, ein rotgesichtiger Choleriker, sehr solvent mit der Nestlein-Erbin liiert, gab den umgarnten Großausgeber am Tisch. So abfällig wie andächtig lauschte er seinem Tischnachbarn. Einem bestockten älteren Herren namens Heinz Pinselquäler. Der gebrechliche Mann sprach bereits seinem vierten Wodka zu. Seine Krücke war zu Boden gefallen. Mit zitternden Händen und nasaler Stimme lamentierte er über sein dürftiges Dasein als mäßig erfolgreicher Kunstmaler. Seine mit preußischer Disziplin gezeichneten Bleistiftskizzen wollten einfach keinen Absatz finden. Daneben gurrte Horst Zocker, der Senior-Casanova des Viertels, mit den Tauben um die Wette. Er war ein weißhaariger, alternder Playboy, mit dem müden, aber nach wie vor attraktiven Lebemann-Gesicht eines Gunther Sachs. Lahm schlabberte er in das Ohr seiner heute Abend Auserwählten. „Ich bin so weich wie Pudding“, bezirzte er eine recht ansehnliche, jedoch gewöhnliche Brünette. Alexandra Schnorr, die ihre fade Hübschheit allabendlich im Fresszimmer ausstellte. In der Hoffnung, dort die große Liebe – oder zumindest einen Ernährer für den Abend – zu finden. Rosi Rassig, die Frisöse des Viertels, hatte tatsächlich entfernte Ähnlichkeit mit Elizabeth Taylor. Ihr verjährter Status als flotter Feger des Viertels verlieh ihr noch heute eine Aura der Arroganz. Überheblich musterte sie die Gefährtin zu ihrer Linken. Gertrude Gans. Die ältlich wirkende Sekretärin mit dem blonden Dutt jammerte mit bebendem Doppelkinn über ihren Jobverlust, während Rosi ihre frechen Augen auf die Straße warf und selbige nach möglichen Verehrern absuchte.
Da kam, mit federndem und gleichermaßen torkelndem Gang, ein aufmerksamkeiterregender Casanova im antiquierten grauen Zweireiher um die Ecke. „Here I go again“, schmetterte seine dreckige Rockröhre. Das laue Licht der Dämmerung verlieh ihm eine Aura aus Wildheit, Wichtigkeit und Wahnsinn. Wie eine Kreuzung aus Keith Richards und David Coverdale erschien er im konservativen Schwabing deutlich deplatziert. Die Luftgitarre in seinen Fingern rockte die Gasse, als sei es die St. Albert Hall. Der Eros ohne E-Gitarre verzog die Mundwinkel seines bleistifthaft dünnen Mundstrichs verächtlich nach unten, als er mit torkelndem Gang am Stammtisch vorbeikam. Er begab sich, mit der Bugwelle des ganz großen Zampanos, umgehend zum Zigarettenautomaten. Bewaffnet mit vier frischen Päckchen Mannboro extrastark nahm er nun gewichtig Platz am Stammtisch des Fresszimmers. Sein länglich scharfgeschnittenes Gesicht war umgeben von einem dichten Kranz grauer Locken. Diese standen wüst vom Kopf ab, als seien sie aus Gitarrendraht. Aus der Nähe erinnerte er stark an eine verlebte Version des TV-Moderators Hugo Egon Balzer. Mit zynischem, gewollt intellektuellem Gesichtsausdruck begrüßte er die Runde. „Seid ihr schon wieder beim geistigen Niedrigniveau der Bild-Zeitung gelandet?“, fragte er sarkastisch, während er sich gierig eine Kippe anzündete und daran zog, als sei die Asche seine ausschließliche Nahrung. „Also ihr habt Glück dass ihr heute in den Glanz meiner Gesellschaft kommt. Eigentlich wollte ich den Abend auf meinem gehobenen geistigen Niveau mit Platon verbringen. Jedoch gingen mir die Zigaretten aus.“ Beifall heischend grinste er mit geblecktem Iggy-Pop-Gebiss in die Runde und erntete feindliche Blicke der männlichen Rivalen sowie bewundernd-sehnsüchtige Blicke der Damenwelt.
KlackKlackKlackKlackKlackklackKlack,tönte es in diesem Moment über das alte, unebene Pflaster der Clemensstraße. Die Stammtischbesetzung schaute auf von Bier und Wein und verlor den Faden der Unterhaltung. Mit offen stehenden Mündern betrachteten die vom Alkohol geweiteten Augen einen sonderbaren Auftritt. Eine auffallend andere Erscheinung balancierte auf 20 Zentimeter hohen High Heels vorsichtig über das dafür nicht gedachte Pflaster. Das Wesen im eleganten schwarzen Couture-Kleid wirkte wie von einem anderen Stern. Sie erinnerte an einen Filmstar aus den 50er-Jahren, der sich aus Hollywood ins provinzielle Schwabing verirrt hat. Behutsam und bemüht, nicht in den Fußfallen der Straßenfugen stecken zu bleiben, das sinnlich-hübsche Gesicht unter der fünf Zentimeter hohen, perfekt gestylten brünetten Haartolle vor Anstrengung zart gerötet, strahlte die Lady Glanz, Glorie und Glamour aus. Dies wurde auf interessante Weise konterkariert durch eine rockig-verruchte Attitüde, manifestiert durch sinnlich rote Lippen, die Elvis-ähnliche Haartolle und schwarze Netzstrümpfe. Während sie sich konzentriert über das Pflaster kämpfte, wirkte sie trotz ihres aufsehenerregenden Aussehens verletzlich. Die schmollende Unterlippe des hübsch geschwungenen Himbeermundes fest zusammengepresst und ihre Augen starr auf die Fußfallen im Pflaster gerichtet, trotzte sie den neugierigen Blicken der Gaffer von gegenüber. Endlich auf der anderen Straßenseite angelangt, sank sie auf einen freien Stuhl, orderte mit einem befreiten Lächeln der Erleichterung einen Sauvignon Blanc.